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Wo die Gümmeler den Fans den Atem rauben

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Wer war am schnellsten, wer konnte sich am
Siglisdorfer am besten absetzen und wer hatte das
beste Material?  Nach dem Rennen stärken sich die
Fahrer und klären die wichtigsten Fragen des Tages.

In vier Minuten soll die EKZ-Volksmetzgete beginnen, doch OK-Präsident Michael Ausfeld findet die Startpistole nicht. «Keine Sorge», beruhigt Speaker Felix Egolf die 932 Velofahrerinnen und -fahrer, die am frühen Sonntagmorgen in Buchs in den Startfeldern warten, «wir können so oder so losfahren.» Doch die Amateur-Velosportler kümmert die Pistole wenig. «Aufgeregt sind wir wegen des Rennens», sagt Harry Huwyler vom Radsportclub Regensdorf (RSC). Mit seinem Team will er das «Triple» schaffen und zum dritten Mal den 1. Platz in der Gruppenwertung erreichen.

Gelingen wird dies dem RSC nicht. Das Team wird am Schluss auf dem Bronzerang landen. Weil die Erst- und Zweitplatzierten unsauber gespielt und lizenzierte Fahrer im Team hätten, wird der RSC bemängeln und offiziell Protest einlegen. Der Radfahrer-Bund, Swiss Cycling, nimmt sich nun dieser Sache an. Als bester Unterländer wird Thomas Maag aus Embrach mit dem 7. Rang aus dem Rennen hervorgehen. Beste Unterländerin wird Diane Lüthi aus Regensberg, die bei den Frauen mit dem 3. Rang sogar aufs Podest fährt. Das aber können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer jetzt noch nicht wissen.

Die Velofahrer überprüfen den Sitz ihrer Trikots. Harry Huwyler nimmt sich nochmals vor, nicht über das Gelbe auf den Fussgängerstreifen zu fahren. «Das bringt Unglück, das ist der einzige Aberglaube, den ich mir erlaube», erklärt er augenzwinkernd.
Ein Knall hallt durch die Luft. Michael Ausfeld hat die Startpistole gefunden. Die Übersetzungen der Räder knacken, die Schnellsten brausen los – da ist für den ersten schon Schluss: Kette rausgefallen. Der Fahrer fährt an den Rand und setzt sie wieder ein. Ein anderer hat da weniger Glück, sein Vorderrad hat einen Platten. Schnell geht er zum Mechanikerzelt, wo er einen neuen Reifen bekommt. «Meine Zeit läuft noch nicht», sagt er, als er sich Minuten später wieder in den Sattel schwingt, «aber jetzt wirds ein einsames Rennen für mich.»
Von einem einsamen Rennen können die schnellsten Fahrer nur träumen. Trotz vieler Stürze in der Anfangsphase bleibt das Feld hartnäckig zusammen. Erst am Siglisdorfer, dem sogenannten «Schiedsrichter-Berg», können sich zwölf Fahrer absetzen, unter ihnen Roger Essig vom RSC, der noch vor zwei Monaten mit einem Schlüsselbeinbruch zu kämpfen hatte.

 

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Wer mit der Rätsche und Flaggen so engagiert angefeuert wird,
kommt
nach der Steigung sofort zu Kräften.
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Auf die Ernährung achten  war vor dem Rennen,
danach schlagen alle zu.
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Schon um 8 Uhr fällt der Startschuss für die 932 Fahrerinnen und Fahrer der Volksmetzgete – 840 von
ihnen
werden wenige Stunden später im Ziel eintreffen. 

 

In Regensberg richten sich derweil die Fans ein. Schon kurz nach 8.30 Uhr preschen die ersten Velofahrer vorbei. Alle mit Tausender-Startnummern. «Die haben nach Kaiserstuhl bestimmt eine Abkürzung gefunden», meint ein Streckenposten lachend. Kurz darauf kündigt sich laustark der Spitzentross an. Eine Armada Motorräder und Lautsprecherwagen drängt durch Regensberg. Die Fans springen auf und sichern sich einen Platz am Streckenrand. Dann endlich: Die Gümmeler. Lautstark feuern die Anwesenden alle Fahrer an – auch jene, die mit einer halben Stunde Verspätung die Steigung in Angriff genommen haben. Ein Zuschauer reisst sich aus den Reihen und sprintet einem Velofahrer nach. «Hopp Ueli, zieh, du hast es gleich geschafft», ruft er ihm zu.
Manuel und Marisol Toledano sorgen im Städtchen mit ihren Ratschen für Stimmung. «Merci» rufen viele Gümmeler, heben den Daumen und lachen. Einer mimt gar den Sieger. «Wir sind extra aus Rapperswil hierhergekommen, weil unser Nachbar mitfährt», erzählt das Paar, das sich von der Begeisterung der Fahrer erst recht zum Jubeln antreiben lässt.

In Buchs ist die Zahl der Besucher seit dem Start angewachsen. Am Ziel postieren sie sich und warten auf die Radfahrer. Petra Keller aus Illanz erwartet dort ihren Freund. «Ich leide an den Rennen jeweils mit ihm», sagt sie und hängt sich erwartungsvoll an die Brüstung. Kurz vor 10.30 Uhr treffen die ersten Fahrer ein und liefern sich einen Spurt. Yves Covi aus Winterthur passiert als Erster die Ziellinie. Freuen kann er sich über den vermeintlichen Sieg aber nur kurz. Nachdem die Zeiten ausgewertet sind, steht der Metzgete-Neuling Philip Jansen aus Würenlos als Sieger fest. Um die Gewinner scheint es den Fans aber nicht zu gehen. Sie bleiben unbeirrt stehen und feuern alle übrigen Fahrer auf den letzten Metern an.

Caroline Bossert und Dominique Marty
Originalartikel als PDF

Ohne Sie rollt an der Metzgete gar nichts

Der Durstlöscher
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Michi SChiwek
aus Wettingen
Die Numernfee
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Heidi Schoch-Amrein
aus Eschlikon
Der Regisseur
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Bruno Hubschmid
aus Schinznach
Die Zuschauerin
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Sandra Voss
aus Braunschweig (D)
«Bis zu 200 Liter Flüssigkeit werden wir bis zum Schluss des Rennens an die Velofahrerinnen und Velofahrer verteilen. Besonders nach dem Ziel geht dieses hypotonische Getränk wie nichts über unseren Tisch. Die Feuerwehr hat uns extra Schläuche gelegt, damit wir unseren 50-Liter- Bidon immer wieder auffüllen können. Mir macht das einfach Spass, hier mitzuhelfen.» «Schon seit zwei Tagen bin ich für die EKZ Züri Metzgete im Einsatz. Mit anderen Helfern habe ich 1000 Rucksäcke gepackt mit Broschüren, Verpflegung und einer Wasserflasche. Das bekommen die Teilnehmer vom Veranstalter. Am Tag des Rennens teile ich die Startnummern aus. Seit zehn Jahren engagiere ich mich hier, denn dieser Anlass ist einfach etwas Besonderes. «Ich koordiniere als Projektleiter den ganzen Anlass und gebe auch die Startfreigabe für die Velofahrer aus den hinteren Startfeldern. Zeitlich muss das stimmen, der Abstand zwischen den Feldern darf nicht zugross sein, damit keine Autos zwischen die Felder fahren. Selbst bin ich früher sicher aktiver Velo gefahren als heute. Diesen Fahrern käme ich jedenfallsn icht mehr nach.» «Zum dritten Mal schon nimmt mein Freund an der Züri Metzgete teil. Immer begleite ich ihn nicht zu den Rennen. Doch hier in Buchs gefällt es mir: Ich bekomme nicht nur Kaffee am frühen Morgen, es ist auch etwas los auf dem Platz, was mir das lange Warten bis zur Zieleinfahrt erleichtert. Sonst würde ich wohl einfach lesen, jetzt aber geniesse ich einfachdie Atmosphäre.» (dma)