Ein Auto fährt an der Züri Metzgete einen Radsportler an. Dieser landet im Spital. Jetzt ist eine Diskussion um die Sicherheit an Strassenrennen entbrannt. Doch die Organisatoren winken ab.
«In jedem anderen Land werden die Strassen bei grösseren Velorennveranstaltungen gesperrt, nur in der Schweiz nicht», ärgert sich Roger Cattin, Streckensicherheitschef der Züri Metzgete. Am Sonntag kam es am bekanntesten Volksradrennen der Schweiz zu einem Unfall. Ein Auto touchierte am Schwänkelberg bei einem Überholmanöver einen Velofahrer. Dieser musste auf der Stelle hospitalisiert werden. Der Fahrer kam mit einem Armbruch davon und durfte das Spital noch am gleichen Abend verlassen. Dem Autofahrer droht nun ein Strafverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung.
Möglich war der Unfall nur, weil der grösste Teil der Strecke nur einseitig gesperrt war. Nun steht die Frage nach der Sicherheit von Strassenrennen im Raum. «Das ist ein altes und leidiges Thema», erklärt Jonas Leib vom Radsportverband Swiss Cycling. Letztens habe im GP Lugano ein Töfffahrer nur 100 Meter vor dem heransprintenden Peloton die Strasse gekreuzt. «Die Hälfte der Fahrer weigerte sich daraufhin, das Rennen fortzusetzen», erklärt er. Aber eine komplette Sperrung der Strassen während eines Rennens sei kaum durchsetzbar. Die Gebühren dafür seien einfach zu hoch.
Komplette Sperre ist zu teuer
Dies bestätigt auch Walter Leibundgut, Mediensprecher der EKZ Züri Metzgete: «Eine komplette Sperrung gibt es nur, wenn die Tour de France durch die Schweiz führt. Dafür zahlen die Veranstalter sechsstellige Beträge.» Die Metzgete müsse aber mit einem Budget von 200 000 Franken auskommen. Bereits heute gebe man für die Sicherheit einen fünfstelligen Betrag aus. Leibundgut bezweifelt auch, dass die Kantonspolizei eine komplette Sperrung der ganzen Strecke bewilligen würde. Schliesslich dauert die Metzgete mehrere Stunden. Die Kantonspolizei wollte dazu keine Auskunft geben.
Walter Leibundgut ist überzeugt: «Eine komplette Strassensperrung ist undenkbar – aber auch nicht nötig.» Alle 500 bis 600 Strassenrennen in der Schweiz würden in Sachen Sicherheit nach dem gleichen Prinzip laufen. «Im Verhältnis passiert sehr wenig.» Auch Cattin relativiert: «Wenn man bedenkt, dass die über 1000 Fahrer gemeinsam mehr als 100 000 Kilometer zurückgelegt haben, verlief das Rennen sehr glimpflich.» Insgesamt mussten vier Radfahrer ins Spital wegen eines Schlüsselbeinbruchs, eines Rippenbruchs und einer Verletzung des Unterschenkels. Die übrigen drei Stürze geschahen ohne Einwirkung eines Autos.
Caroline Bossert
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